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Diagnose

Welche Frühwarnzeichen kündigen eine MS an?

7 Minuten

Veröffentlicht am 27.03.2019  von  Onmeda

Die Diagnose multiple Sklerose ist selbst für erfahrene Ärzte Detektivarbeit. Bestimmte Frühwarnzeichen, die auf eine MS hinweisen, zeigen sich jedoch bereits fünf Jahre vor der Diagnose. Welche das sind, fanden kanadische Forscher heraus.

Kopfprofil aus Papier auf Holzuntergrund mit Puzzleteilen

Schon fünf Jahre, bevor Betroffene unter den ersten körperlichen Symptomen einer multiplen Sklerose (MS) leiden, lassen sich häufig bestimmte Frühwarnzeichen nachweisen. Diese treten damit schon lange vor der eigentlichen Diagnose MS auf: Etwa viermal so oft behandeln Ärzte laut neuen Studiendaten spätere MS-Patienten wegen Störungen des Nervensystems, zum Beispiel aufgrund von Schmerzen oder Schlafproblemen. Außerdem sei bei ihnen die Wahrscheinlichkeit um 50 Prozent erhöht, dass sie Jahre vor der MS-Diagnose einen Psychiater aufsuchen.

Zu diesem Schluss kommen Forscher der University oft British Columbia in Vancouver (Kanada). Diese Studie ist die bislang größte zur Identifikation von Symptomen, die sich schon vor der Diagnose MS zeigen. Die Ergebnisse veröffentlichten sie im renommierten Fachmagazin Multiple Sclerosis Journal.

Frühe Alarmsignale für multiple Sklerose

Das Forscherteam um Helen Tremlett durchforstete die Krankenakten von rund 14.000 Patienten, die unter multipler Sklerose leiden. Bei ihnen war die Autoimmunerkrankung zwischen 1984 und 2014 diagnostiziert worden. Diese Daten verglichen sie mit 67.000 Patienten ohne die Nervenerkrankung MS.

  • Fibromyalgie: Sie fanden heraus, dass die Fibromyalgie – also ein Syndrom nicht genauer zu lokalisierender Muskel- und Gelenkschmerzen – bei den späteren MS-Patienten mehr als dreimal häufiger auftrat als bei der Kontrollgruppe ohne MS.
  • Reizdarm: Das Reizdarmsyndrom ließ sich nahezu doppelt so oft nachweisen.
  • Kopfschmerzen aufgrund einer Migräne fanden sich ebenfalls gehäuft.
  • Psychische Störungen: zum Beispiel Depressionen, Ängste und die bipolare Störung, bei der sich Hochgefühle und Euphorie mit depressiven Phasen abwechseln.

MS eher diagnostizieren und rechtzeitig behandeln

Diese erhöhten Raten bei bestimmten Erkrankungen spiegelten sich auch in den ärztlichen Verschreibungen wider: Die Patienten erhielten mehr Arzneien gegen Muskel- und Gelenkschmerzen, gegen Störungen des Nervensystems, des Harn- und Genitaltraktes sowie allgemein mehr Antibiotika und Antidepressiva. "Das ist ein Beweis dafür, dass sich die MS anhand früher Symptome voraussagen lässt", schlussfolgern die Autoren. Diese fielen nicht unter die "klassischen" Beschwerden, die von der MS bekannt seien.

Für die Alzheimer- oder Parkinsonkrankheit sind Frühwarnzeichen und Konstellationen an Symptomen bereits gut bekannt und unter Ärzten akzeptiert – für MS dagegen noch nicht. "Wir müssen in dieses Phänomen jetzt noch tiefer einsteigen und es beleuchten, am besten mit gezielter Datensuche und -auswertung", sagt Tremlett. "Vielleicht erkennen wir bestimmte Muster, die mit dem Geschlecht, Alter oder der Art der MS, die ein Patient womöglich entwickelt, in Zusammenhang stehen." Womöglich könnten Ärzte die multiple Sklerose dann schon Jahre früher diagnostizieren – und mit einer gezielten Behandlung frühzeitig beginnen, um bleibende Schäden im Nervensystem von vornherein zu verhindern.

Diagnose MS ist schwierig zu stellen

Die Diagnose MS ist selbst für erfahrene Neurologen eine Herausforderung. Denn die Symptome dieser Autoimmunerkrankung sind so vielfältig und von Patient zu Patient verschieden, dass sie sich nicht immer sofort der Krankheit MS zuordnen lassen. Normalerweise untermauen Ärzte ihre Diagnose mit Hilfe bildgebender Verfahren, etwa der Magnetresonanztomografie (MRT). Die Aufnahmen machen Schäden an den Nerven sichtbar. Auch ein Test der Nervenimpulse und die Untersuchung der Rückenmarksflüssigkeit lassen Rückschlüsse auf multiple Sklerose zu.

Die Nervenerkrankung entsteht, wenn das körpereigene Immunsystem die schützenden Hüllen der Nervenzellen angreift und zerstört. Dann funktioniert die Weiterleitung von Signalen zwischen den Neuronen nicht mehr ausreichend und die Kommunikation zwischen Gehirn und anderen Bereichen des Körpers ist gestört. Die Folge können Sehstörungen, Muskelschwäche, Störungen des Gleichgewichts und der Koordination sowie kognitive Beeinträchtigungen sein.

Quellen:

Wijnands, JM et al.: Five years before multiple sclerosis onset: Phenotyping the prodrome. Multiple Sclerosis Journal (Juli 2018)

Online-Informationen der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft e.V. (DMSG): www.dmsg.de (Abrufdatum: 26.9.2018)

Inhaltlich geprüft: M-DE-00003220

*Quelle: www.onmeda.de

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