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Ursachen

Was die Pupillenreaktion über MS-Schäden aussagen kann

5 Minuten

Veröffentlicht am 31.10.2018  von  Onmeda

Lassen sich das Ausmaß und die Dauer der multiplen Sklerose an der Pupillenreaktion ablesen? Neue Studienergebnisse legen dies nahe und machen Hoffnung auf eine schonende Untersuchungsmethode.

Auge eines Mannes mit schwarzen Haaren

Bei vielen Patienten mit schubförmig verlaufender multipler Sklerose (MS) ist die Pupillenreaktion verändert. Den Grund dafür vermuten Forscher in den Schädigungen im zentralen Nervensystem, die mit der Krankheit einhergehen. Unklar war bislang, in welchem Ausmaß die gestörte Pupillenreaktion mit der Dauer und Schwere des Nervenleidens in Verbindung steht. Forscher der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg nahmen diese Zusammenhänge jetzt in einer Studie genauer unter die Lupe. Ihre Ergebnisse präsentierten sie kürzlich auf dem Kongress der European Academy of Neurology (EAN) in Lissabon.

Zusammenhang zwischen Grad der Behinderung und Pupillenreaktion

An der Untersuchung nahmen 85 Patienten mit schubförmig-remittierender MS (RRMS) teil. 58 davon waren Frauen. Im Schnitt waren die Probanden 37,4 Jahre alt und litten schon seit Längerem an der Krankheit. Auskunft über das Ausmaß der Behinderungen bekamen die Forscher anhand der sogenannten Expanded Disability Status Scale (EDSS). Diese Skala reicht von 0 bis 10 Punkten: Je mehr Punkte ein Patient hat, desto stärker schränken ihn seine Behinderungen ein. Durchschnittlich erzielten die MS-Patienten einen Wert von 2,5 auf dieser Skala.

Zur weiteren Einschätzung der neurologischen Defizite zogen die Wissenschaftler den Multiple Sclerosis Functional Composite (MSFC) heran. Dieser standardisierte Fragebogen ist eine Weiterentwicklung der EDSS. Dann ermittelten sie den Zusammenhang zwischen den gemessenen Pupillenwerten, der Krankheitsdauer sowie den EDSS- und MSFC-Werten.

Hoffnung auf schonende Untersuchungsmethode

Die Pupillenreaktion testeten die Forscher mit Hilfe der sogenannte Lichtreflex-Pupillografie und eines Pupillometers: Die Patienten verbrachten rund 45 Minuten weitgehend im Dunklen, nur im Hintergrund gab es eine spärliche Beleuchtung. Dann wurden sie kurz sehr hellen Lichtreizen ausgesetzt. Die Forscher bestimmten den Durchmesser der Pupillen, wie schnell sich die Pupillen erweiterten, wie sie auf den Lichtreiz antworteten, sowie die Ausprägung des Pupillenreflexes und die Schnelligkeit, mit der sich die Pupille wieder verengte.

Die Pupillenreaktion beim Einfall von Licht war umso langsamer und schwächer ausgeprägt, ...

  • je länger die MS schon andauerte,
  • je stärker die Krankheitsaktvität war und
  • je ausgeprägter die körperlichen und kognitiven Beeinträchtigungen waren.

"Die Besonderheiten und Reaktionsgeschwindigkeiten der Pupille sind zusätzliche Marker, um die Schwere und das Fortschreiten der MS festzustellen", schreiben die Forscher. Auch sei die Methode der Reflex-Pupillografie nicht-invasiv, sie verletzt also nicht die Körperoberfläche – und schürt damit die Hoffnung auf eine zuverlässige und schonende Untersuchungsmethode für die Zukunft.

Quellen:

Wang, R. et al.: Reduced pupillary modulation in patients with relapsing-remitting Multiple Sclerosis is associated with longer disease duration and higher disease severity. European Journal of Neurology (Juni 2018)

Inhaltlich geprüft: M-DE-00003220

*Quelle: www.onmeda.de

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