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Alltag & Umgang

Nachgefragt: „Ich war an Corona erkrankt“ – MS-Patientin Lena berichtet

8 Minuten

Veröffentlicht am 11.09.2022  von  trotz ms Redaktion

Mitte März 2020, als die ersten Corona-Fälle in Deutschland bekannt wurden, erkrankte auch MS-Betroffene Lena an dem Virus. Wie hat sie sich gefühlt, als sie erfuhr, dass sie sich mit dem Corona-Virus infiziert hat? Und wie wirkte sich die Erkrankung auf ihre MS aus? Im Interview erzählt sie, wie sie die Corona-Infektion erlebt hat.

Lena ist 23 Jahre alt und wohnt zusammen mit ihrem Freund in der Nähe von Oldenburg. Seit Oktober 2018 steht fest, dass sie schubförmige MS hat. Am liebsten verbringt Lena ihre Freizeit mit ihrer Familie, ihrem Hund und ihren drei Katzen. Zu ihren Hobbys gehören Nähen und Gitarre-Spielen.

1. Lena, Du warst an Corona erkrankt – wie verlief die Infektion bei Dir?

Alles begann an einem Dienstagabend, es war der 17. März. Ich bekam abends Kopfschmerzen und nachts kaum Luft. Es fühlte sich an, als ob jemand auf meinem Brustkorb säße. Das war wirklich schlimm. Ich konnte deshalb nicht schlafen und ging am nächsten Morgen zu meiner Ärztin. Sie stellte außerdem fast 40 Grad Fieber fest und hörte meine Lunge ab. Diese war frei von untypischen Geräuschen. Die Atemnot, erklärte mir meine Ärztin, könnte von Spannungskrämpfen in den Muskeln herrühren. Sie wollte mich aber zuerst nicht auf das Corona-Virus testen.

Erst als ich sagte, dass ich gerade eine immunsupprimierende MS-Therapie erhalte, wurde der Abstrich gemacht. Am Samstag, also fünf Tage später, war alles wieder gut und es ging mir wieder blendend: kein Fieber, keine Kopfschmerzen. Am nächsten Tag erhielt ich die Nachricht, dass der Test auf Corona positiv war und ich für zwei Wochen in Quarantäne muss.

2. Es gibt bisher keine klaren Belege, dass MS-Patientinnen und MS-Patienten ein generell höheres Risiko haben, an COVID-19 zu erkranken. Hast Du Dir vor Deiner Infektion Sorgen gemacht, dass es passieren könnte?

Ein bisschen, denn ich begann ja einige Wochen vor dem Ausbruch mit einer immunsupprimierenden Therapie. Man war sich nicht sicher, wie sich das auf eine Corona-Infektion auswirken würde. Doch ich hatte keine große Angst und Mitte März waren auch noch nicht so viele Menschen an dem Virus erkrankt. Mitunter kam auch der Gedanke auf: „Ach, ich kriege das schon nicht.“ Allerdings achtete ich darauf, mir noch häufiger die Hände zu waschen. Auch aus dem Grund, weil ich an einer Tankstelle arbeite und viel Kundenkontakt habe. Man weiß ja nicht, wer vorher wo war. Da ist Händewaschen wirklich wichtig, auch bevor man einen Apfel nebenbei isst. Leider hat es nichts gebracht.

3. Wie hat Dich Deine Ärztin behandelt?

Ich wurde ganz normal untersucht: Die Ärztin maß bei mir Fieber und hörte meine Lunge ab. Sie meinte, die Lunge sei einwandfrei, da kann nichts sein. Sie nahm mir Blut ab. Zur Linderung meiner Atemnot hat sie mir ein krampflösendes Mittel empfohlen.

Als ich Bescheid bekam, dass es wirklich Corona war, war ich schon wieder fit. Dementsprechend bekam ich keine weiteren Medikamente.

4. Als feststand: Es ist COVID-19. Was ging Dir da durch den Kopf?

Ich machte mir große Vorwürfe, weil wir am Wochenende vorher bei meiner Familie und der Familie meines Freundes zum Essen waren. Deshalb mussten alle Kontaktpersonen in Quarantäne, wurden jedoch nicht getestet und zeigten auch keine Symptome. Nachdem ich am Sonntag das Corona-positive Testergebnis bekommen hatte, mussten alle ihre Arbeitgeber informieren. Da das Treffen zu dem Zeitpunkt schon eine Woche her war, konnte die Quarantäne auf eine Woche verkürzt werden.

Mein Freund fiel allerdings länger aus, weil er ja mit mir zusammen wohnte. Sein Chef meinte: „Hoffentlich hast Du uns das nicht angeschleppt, sonst müssten wir die Firma dicht machen.“ Da dachte ich, „Oh nein, und alles nur, weil ich mich irgendwo bei irgendwem mit Corona angesteckt habe.“ Ich wusste ja auch nicht warum: Ich hatte weder wissentlich Kontakt zu einem Infizierten, noch war ich in einem Risikogebiet. Ich vermute, dass ich mich bei der Arbeit an der Tankstelle angesteckt habe.

5. Wie hast Du die Krankheit erlebt und was möchtest Du anderen Mensch mit MS in puncto Corona mit auf den Weg geben?

Als ich erfuhr, dass es Corona war, ging es mir zum Glück schon wieder einigermaßen gut. Ich hatte tatsächlich ein wenig Sorge, dass sie die Infektion auf meine MS auswirken könnte, zum Beispiel, dass ich einen Schub bekäme oder wieder Symptome aufträten. Doch das ist, toi, toi, toi, noch nicht der Fall. Natürlich gibt es Fälle, die schwerer verlaufen, aber mein Beispiel zeigt: Es gibt auch Menschen, bei denen die Erkrankung leicht verläuft. Deshalb lautet mein Rat: Ruhe bewahren und nicht direkt in Panik verfallen, dass es Corona sein könnte. Und natürlich ist es weiterhin wichtig, Abstand zu halten, Rücksicht zu nehmen und sich regelmäßig die Hände zu waschen.

Inhaltlich geprüft: M-DE-00013820

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