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Alex, MS-Betroffener, 40 Jahre

Erfahrungsberichte

Zufluchtsort Mutmacher: Musik bei MS

5 Minuten

Veröffentlicht am 12.10.2017  von  Alex

Die Musik ist seit meinem 14. Lebensjahr meine große Leidenschaft. Damals bin ich als Zuhörer und Beobachter der Metal- und Hardcore-Punkszene zur Musik gekommen. Ich erinnere mich noch genau daran, als ich Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre über den Schulhof mit meinem Walkman gelaufen bin. Damals hörte ich die ersten Platten von Metallica oder Anthrax über Kopfhörer, die mir ein Freund auf Kassette kopiert hatte. Man fühlte sich irgendwie stärker oder größer mit Musik auf den Ohren. Und man vergaß dabei auch schnell die Sorgen des Alltags – die waren damals sowieso viel kleiner als heute. Oft ertappte ich mich dabei, dass ich ganz in die Musik versunken war und alles um mich herum gar nicht mehr wahrnahm.

Musik wurde für mich immer wichtiger

Mit 14 kaufte ich mir meine erste Gitarre für damals 50 Mark, weil ich so cool sein wollte wie Scott Ian von Anthrax. Ich fing an darauf herumzuklimpern, ohne einen Schimmer zu haben, wie das Teil überhaupt richtig funktioniert. Nach einem halben Jahr hatte ich es gecheckt und fing schon relativ früh an, Songs zu schreiben – damals eher begleitet von „rülpsähnlichen“ Gesängen und punkigen oder rockigen Riffs. Schnell wurde mir klar, dass Musik für mich eine immer stärker werdende Bedeutung einnahm – und das nicht nur als identitätsgebendes oder bewusstseinsprägendes Medium. Ich begann, mich auf etwas meiner Meinung nach Sinnvolles zu konzentrieren, um dem Alltag zu entfliehen.

Ich bin seit eh und je ein „Steh-auf-Männchen“. Ich richte mein Augenmerk auf Stärken und Ressourcen, die mich weiterbringen.

Musik ist meine Tankstelle

Heute bedeutet Musik für mich immer noch das Gleiche. Sie nimmt einen hohen Stellenwert in meinem Leben ein. Musik ist meine „Tankstelle“, an der ich meinen Akku wieder auflade, auch bei der MS. Aber sie ist noch mehr für mich: Mutmacher, Motivator, Entspannung und mein „Kanal“ nach außen. Musik bedeutet für mich Hoffnung und Freiheit. Zudem hat sie mich durch gute und schwere Zeiten begleitet.

Alex mit Gitarre

Alex spielt vor Skyline

Alex singt

Musik war auch mein Zufluchtsort, als ich die Diagnose MS bekam. Sie hilft mir, die Belastungsproben des Alltags zu bestehen. Auch Sorgen oder Ängste kann ich damit in eine hoffnungsvolle Richtung „umlenken“. Jeder braucht eine Ressource, auf die er zurückgreifen kann, wenn das Leben cool oder mal scheiße ist.

Musik zu machen, war immer mein großer Traum. Den habe ich gewagt und auch ein Stück weit erreicht. Ich lebe und liebe ihn. Dazu gehört für mich nicht nur meine Gitarrensammlung (aus einer wurden fünfzehn), sondern auch das Verfassen von Songs. Diese schreibe ich in erster Linie für mich selbst. Dabei spielen Ehrlichkeit und Authentizität für mich eine wichtige Rolle. Ich schreibe meine Lieder so, wie sie aus mir herauskommen.

Dein Umgang mit MS ist wie Musik – auf die richtige Wahl kommt es an.

Außerdem drehe ich Videos meiner Songs, die ich auf YouTube kostenlos zur Verfügung stelle. Andere mit meiner Begeisterung anzustecken und mit meiner Musik zu erreichen, freut mich besonders. Deshalb ist Musikmachen so wichtig für mich: Dadurch kann ich anderen etwas aus meinem Leben hinterlassen. Musik ist somit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zugleich.

Fight the good fight!

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