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Alex, MS-Betroffener, 42 Jahre

Erfahrungsberichte

MS und Malen – mit neuem Hobby durch die Krise

8 Minuten

Veröffentlicht am 27.08.2020  von  Alex

In meinen letzten Beiträgen habe ich oft zum Thema „Musik“ berichtet. Musik ist und bleibt natürlich meine Lieblingsbeschäftigung und eine meiner größten Ressourcen. Die Corona-Zeit hat jeden von uns ein Stück weit auf die Probe gestellt, weil wir uns intensiver mit uns selbst beschäftigen müssen. Kreativität ist mir dabei eine große Hilfe, diese Zeit bewältigen zu können. Not macht erfinderisch, sagt man. So habe ich nun eine weitere Beschäftigung (neben der Musik) gesucht. Etwas Neues, was einem die neugewonnene Zeit während der Ausgangsbeschränkungen einfacher macht. Diese Beschäftigung habe ich im Malen gefunden. In diesem Text möchte ich Euch davon berichten.

Bleistiftzeichnungen – die Anfänge

Gemalt habe ich eigentlich schon immer - damals in der Schule zeichnete ich oft mit Bleistift Karikaturen unserer Lehrer zur Belustigung meiner Mitschüler. Irgendwann hatte ich sogar mal vor, Comic-Zeichner zu werden. Doch die Musik und das Gitarrespielen haben mich dann doch etwas mehr in den Bann gezogen. Außerdem waren Musiker irgendwie cooler als Maler.

Corona macht es möglich

Als die Ausgangsbeschränkungen im März 2020 kamen, war vermutlich jeder von uns etwas geschockt und zugleich auch überfordert. Man musste sich wieder mehr mit sich selbst befassen und reflektierter an viele Dinge rangehen. Doch das birgt Chancen – Chancen, in sich selbst neue Dinge oder gar Talente zu entdecken. So kam es, dass ich an einem freien Tag in einen ortsnahen Baumarkt fuhr: Irgendwas musste ich doch tun können, um mir die Zeit allein zu vertreiben? In der Bastelabteilung stieß ich auf Farben und Leinwände. „Wieso eigentlich nicht?“, dachte ich. Also kaufte ich Farben, Pinsel und Leinwände. Zu Hause begann ich, einfach die Farben zusammenzukippen und mittels eines Sondermittels („Pouring Medium“) fließfähiger zu machen, um sie über eine Leinwand zu schütten und dadurch teilweise sehr abstrakte Bilder zu schaffen. Eine Riesensauerei war das. Die Bilder sahen aber richtig gut aus und hängen mittlerweile in meinem Wohnzimmer.

Aus den ersten abstrakten Bildern wurden Bilder von Personen, mit Vorliebe von Frauen. Der weibliche Körper eignet sich hervorragend, um künstlerisch in Szene gesetzt zu werden. Auf Portraits habe ich mich nun mehr oder weniger spezialisiert. Auch von außerhalb bekomme ich Feedback und die Leute sind an meiner Kunst interessiert.

MS und Malen – kein Problem!

Macht mir die MS dabei Probleme? Nein, natürlich nicht. Außerdem fördert Malen die Kreativität sowie kognitive und motorische Fähigkeiten. Und das ist doch etwas Gutes für die MS, oder? Malen hat zudem etwas Beruhigendes. Ich bin konzentriert bei der Sache und schalte vom Alltag ab. Der Fokus liegt hier voll auf dem Tun: Man sitzt, steht auf, wechselt den Betrachtungswinkel des Bildes, schaut es sich nochmal an und malt weiter, bis das Bild fertig ist. Es macht mir unheimlich viel Spaß und jedes Bild ist wie eine neue Herausforderung für mich.

MS und Malen, ja das funktioniert prima – egal wie, denn Malen ist nicht nur Technik. Es kann auch gemalt werden, wenn man motorisch (Finger/Hand) eingeschränkter ist, was bei mir, Gott sei Dank, nicht der Fall ist.

Beim Malen Gefühle ausdrücken

Mit Bildern kann man vieles sichtbar machen und seine Gefühle zum Ausdruck bringen. Ich hätte nie gedacht, dass mir das so viel bringt und mich weitgehend vor negativen Gedankengängen ablenkt. Aber es ist so. So hat mir das Malen nicht nur bei der Verarbeitung der Trennung von meiner Partnerin geholfen, sondern hilft mir auch in meiner Selbst-(wieder)findungsphase. Durch die MS habe ich manchmal mit Stimmungsschwankungen zu kämpfen. Das Malen lässt mich kontrolliert „Stopp“ zu mir selbst sagen, falls ich mich gedanklich negativ verstricke.

Alles in allem habe ich mit dem Malen ein weiteres „Werkzeug” gefunden, mit dem ich das Leben (mit und ohne MS) nicht nur in dieser tristen Corona-Zeit besser meistere. Ein Hobby, mit dem ich neben der Musik auftanken und runterkommen kann – und das ich bis ins späte Alter ausüben kann. Mal sehen, wie weit ich damit komme. Außerdem entspannt mich Malen und ich freue mich jedes Mal über das Ergebnis meiner Arbeit. Es macht einfach Spaß und ich bleib weiter dran.

Ein Traum wäre es, meine Bilder irgendwann bei einer Ausstellung zu präsentieren. Bis dahin findet man alle meine Bilder auf Instagram.

Euer Alex

Inhaltlich geprüft: M-DE-00003220

Kunst vom MS-Betroffenen Alex

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